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Veröffentlicht am 19­.03.2024

„Auf dem Weg zur Weltsynode 2024 - synodal Interessierte von der Basis reden mit“ (6. März 2024 online)

Dokumentation der Online-Veranstaltung via Zoom
am 06. März 2024 von 19.30 bis 21.30 Uhr

 

Veranstaltende: Wir sind Kirche Deutschland, Gemeindeinitiative.org, Maria 2.0 München

Unter der Leitfrage: Wie werden wir eine synodale Kirche? und entsprechend der Aufforderung zur Beteiligung aller, wurde eine Austauschmöglichkeit zur Vorbereitung der Weltsynode im Oktober 2024 angeboten, deren Ergebnisse an die Deutsche Bischofskonferenz und das Generalsekretariat der Weltsynode weitergeleitet werden. Die bisherigen Beteiligungsmöglichkeiten für die Basis sind zu gering.

Kontakt: ulbrich@wir-sind-kirche.de
 

Dokumentation der Online-Veranstaltung

Entsprechend der Einladung des Dokuments „Bis Oktober 2024“, herausgegeben im Dezember 2023 vom Generalsekretariat der Weltsynode 2021 - 2024, sich auf allen Ebenen der Kirche am Synodalen Prozess zu beteiligen, trafen sich engagierte Menschen am 06. März 2024 online, um Antworten zu ermitteln auf die Leitfrage: WIE können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein?

Das Dokument „Bis Oktober 2024“ spricht von Konsultationen an der Basis und bei Laienvereinigungen.Im Hinblick auf größere Basisnähe und die Konkretisierung der Leitfrage wurden drei Fragen bearbeitet, deren Ergebnisse hier dokumentiert werden.

a) Aus der konkreten Gemeindeerfahrung heraus: welche wesentlichen Schritte braucht es, damit Synodalität glaubhaft wird?

  • Am meisten genannt wurde Partizipation, Teilhabe. Teilhabe meint zum einen die volle Gleichberechtigung von Frauen in allen Vollzügen und Aufgaben der Kirche, zum anderen die verantwortliche Mitwirkung des ganzen Gottesvolkes bei verbindlichen Entscheidungen.
  • Nur beratende Gremien, die dann der Willkür von Klerikern gegenüber stehen, sind nicht synodal und nicht zukunftsträchtig.
  • Die Selbstbindung von Klerikern an gemeinsam getroffene Entscheidungen wäre ein erster Schritt.
  • Die Taufwürde ist für alle Menschen gleich.
  • Das Ringen um die besten Argumente, die dann Basis für synodal getroffene Entscheidungen sind, ist in modernen Gesellschaften mit guten, wenn auch mühsamen Erfahrungen verbunden.
  • Teilhabe bedeutet auch Mitentscheidung, wer Verantwortung für die Gemeinschaft für eine bestimmte Zeit durch eine Wahl übernimmt, insbesondere in den Diözesen. Teilhabe meint, die Rechenschaftspflicht der Verantwortung Tragenden. Ebenso ein kirchliches Grundgesetz, das allen im Kirchenvolk die Möglichkeit gibt, Rechte einzufordern.
  • Teilhabe drückt sich aus in Handeln auf Augenhöhe, in einer Willkommenskultur für alle, im Blick auf die Benachteiligten und Armen, in transparentem Handeln, in offener Kommunikation, in ausreichend Raum zum Einbringen von Charismen, was auch gottesdienstliche Mitgestaltung umfasst.
  • Dazu gehört auch Gemeindeleitung durch Nichtgeweihte und das konkrete seelsorgende Handeln.
  • Kirche wird sich dafür um Änderung von theologischen Positionen und ihrer rechtlichen Regularien kümmern müssen. Insbesondere verlangt nach Veränderung das Sakramentenverständnis im Hinblick auf die Seelsorge für Menschen am Ende ihres Lebens, wo die jeweils Begleitenden auch das Sakrament der Krankensalbung spenden sollten, und die unterschiedliche Wertigkeit von Gottesdiensten, die sich aufgrund der aktuellen Aufteilung der Kirche in sogenannte Laien und Kleriker ergibt. Alle sind gerufen, die Botschaft Jesu in die Zukunft zu tragen.

b) Welche 3 Schritte sollen als erste umgesetzt werden vor Ort, diözesan, weltweit?

  • Hier gibt es viele Überschneidungen mit bereits unter a) genannten Anliegen. Ebenfalls ist hier die volle Gleichberechtigung von Frauen in allen kirchlichen Vollzügen zentral. Dienste und Ämter sind für alle Geschlechter zu öffnen.
  • Auf allen kirchlichen Ebenen synodal zu handeln ist eine wesentliche Voraussetzung für kirchliche Zukunft überhaupt.
  • Einheit in Vielfalt ist wesentlich, durch Dezentralisierung, um den verschiedenen Lebens- und kulturellen Situationen in einzelnen Gemeinden, Regionen, Ländern und Kontinenten besser gerecht zu werden. Ebenso wesentlich ist es dabei unterschiedliche Geschwindigkeiten in Entwicklungen zu ermöglichen und zu respektieren.
  • Zölibatäres Leben soll zukünftig für alle freiwillig sein.
  • Die Gleichwertigkeit aller in der Kirche Handelnden und die Begegnung auf Augenhöhe ist zentral.
  • Jegliche Form von Diskriminierung ist abzuschaffen.
  • Das Kirchenrecht und die Sexualmoral sind zeitgemäß anzupassen. Echte Partizipation auf allen Ebenen ist umzusetzen.

c) Welche best-practice-Beispiele gibt es schon vor Ort, in der eigenen Diözese, selbst wenn sie geltendem Kirchenrecht noch widersprechen?

  • Immer mehr Diözesen entdecken im Sinn der gemeinsamen Sendung neue Vollzüge kirchlichen Handelns als eine Quelle der Bereicherung. So gibt es zunehmend mehr Beauftragungen auch für Nichtgeweihte, Beerdigungen zu halten, in Eucharistiefeiern zu predigen, bei Eheschließungen zu assistieren und Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung zu leiten und darin zu predigen.
  • Um der Not infolge bisheriger, rein auf Priester fixierter Sakramententheologie entgegenzuwirken, gestalten nicht wenige, die Sterbende intensiv begleiten Rituale ähnlich der Krankensalbung. Denn für Menschen in der Endphase ihres Lebens ist die menschliche Nähe von Seelsorgenden oftmals wichtiger als die Anwesenheit eines Priesters für die Krankensalbung.
  • Immer mehr Menschen können sich eine Gemeindeleitung durch Nichtgeweihte gut vorstellen, sofern diese entsprechend qualifiziert sind.
  • Erste Versuche gibt es mit gemischten Leitungsteams von Ehrenamtlichen, Hauptamtlichen und Priestern. Oft sind dabei noch erhebliche Hürden zu überwinden aufgrund schwieriger Rollenverständnisse insbesondere der Kleriker dabei.
  • Immer mehr Gemeinden wollen niemandem Segen verweigern, besonders queeren Personen und anderen Menschen. Oft sind es dieselben, die auch Menschen an der Kommunion teilnehmen lassen, denen sie laut Kirchenrecht verweigert würde wie z.B. wiederverheiratet Geschiedenen oder evangelischen Christen.
  • Als wegweisend werden Initiativen empfunden wie  „Zeitfenster Aachen“, Frauenpredigten in München, ein kooperatives Leitungsmodell der Studentengemeinde in Würzburg, die "Brunnenkirche Erfurt" mit intensiver Gemeindebeteiligung, Philosophische Predigten bei den Jesuiten in Berlin.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Entwicklung eines Gemeindeleitbildes, das Handlungsrichtungen miteinander festlegt und das nach einer bestimmten Zeit evaluiert und je nach Befund dann an veränderte Situationen angepasst wird.
  • Eine intensive Vernetzung von reformorientierten Menschen führt inzwischen auch auf internationaler Ebene zu intensivem Austausch und gegenseitiger Bestärkung und Bereicherung durch das Kennenlernen von Denkansätzen und Ideen, die woanders entwickelt und praktiziert werden.
  • Rund um den Globus sind oft ökumenische Gebete mit Liedern aus Taizé eine wertvolle zeitgemäße Form für Gottesdienste.
  • In München-Pasing gibt es seit vielen Jahren einen interreligiösen Friedensweg, den Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen miteinander gestalten und durchführen.
  • Angesichts liturgischer Texte, die für viele Menschen unverständlich und aus der Zeit gefallen sind, suchen Verantwortliche aktiv nach guten Alternativen, die z.B. in der Schweiz oder bei den Altkatholiken zu finden sind und von Gottesdienstbesuchenden dankbar angenommen werden.
  • Initiativen wie pro concilio aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die die Rottenburger Erklärung entwickelt haben und Maria 2.0 stoßen auf reges Interesse.
  • Wortgottesdienste sollten mit Kommunionausteilung sein.
  • Eine Berliner Pfarrei verweigert die Teilnahme an der Großpfarreienbildung.
  • In vielen Fällen wird eine aufgeschlossene und kreativ gelebte Ökumene vor Ort als wichtige Erfahrung beschrieben.
  • Überall, wo man sich um eine gute Willkommenskultur für Interessierte und neu Zugezogene bemüht, wirkt Kirche einladend.
  • Attraktive Angebote für Familien wie z.B. gut gestaltete Familienwochenenden oder regelmäßig stattfindende Familienkreise interessieren und begeistern schon Kinder und Jugendliche und damit nachwachsende Generationen.

Überall, wo kirchliche Gemeinschaft glaubwürdig, menschennah und fern von Machtinteressen in Erscheinung tritt, wird sie ihrer Berufung und Sendung immer besser gerecht. Mutige Schritte der Weiterentwicklung und echten synodalen und partizipativen Handelns sind Schlüssel zur Zukunft von Kirche.

 

Details zur Online-Veranstaltung und ihren Ergebnissen: > PDF (11 Seiten)

 

 

Hintergrund

 

Nach dem ersten Teil der Weltsynode 2023 zur "Synodalität - (Gemeinschaft - Teilhabe - Sendung) wurde im Oktober 2023 ein Synthesebericht veröffentlicht und am 11. Dez. 2023 hat das Generalsekretariat der Weltsynode das Dokument "Bis Oktober 2024" herausgegeben, in dem die Vorbereitung der abschließenden Synodalversammlung im Oktober 2024 beschrieben ist.  Darin ist unter der Leitfrage: "WIE können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein?" ein wesentlicher Punkt, die synodale Dynamik lebendig zu halten und die Ausweitung der Zahl der an den synodalen Prozessen beteiligten Personen als vorrangig genannt (vgl Synthesebericht, Kap.1, Buchst. m).

Das ganze Volk Gottes soll einbezogen werden, darunter genannt sind Konsultationen an der Basis und bei Laienvereinigungen. Von Interesse sind ein kurzes Zeugnis über die geleistete Arbeit und die gemachten Erfahrungen sowie die Vorstellung einer bewährten Praxis.

Die Bischofskonferenzen haben die Verpflichtung, die synodale Dynamik lebendig zu halten und werden gebeten, Initiativen zu fördern, die darauf abzielen, als synodale Kirche in der Sendung auch auf der Ebene kirchlicher Gruppen zu wachsen.

Mehr zur Weltsynode auf der Webseite: www.wir-sind-kirche.de/synodalitaet

 

Zuletzt geändert am 21­.03.2024